Wundheilung – ein ausgeklügeltes System
Um eine Wunde so schnell wie möglich zu verschließen, greift der Körper auf ein kompliziertes System zurück. Dabei sind verschiedene Zellen, Botenstoffe und andere Substanzen aktiv am Heilungsprozess beteiligt. Das Ziel: Die verletzte Stelle vor Infektionen, Temperaturschwankungen, Austrocknung und andere mechanische Reizungen abzuschirmen.
Je nach Ausprägung der Verletzung gibt es zwei Formen der Wundheilung – die primäre und die sekundäre. Sind die Wundränder sehr glatt und liegen nah beieinander hinterlässt die primäre Wundheilung keine oder kaum sichtbare Narben. Von einer sekundären Wundheilung sprechen Mediziner, wenn der Körper unspezifisches Binde- und Stützgewebe bilden muss, um die Wunde zu verschließen. Meist bleiben dabei sichtbare Narben zurück. Das ist bei klaffenden oder infizierten Wunden der Fall.
Die Wundheilung selbst verläuft in drei fließend ineinander übergehenden Phasen und kann je nach Wunde bis zu mehreren Monaten dauern:
1. Reinigungsphase: In den ersten Minuten bis Stunden ist der Körper vor allem damit beschäftigt, die Blutung zu stoppen. Verletzte Gefäße verengen sich und die Blutgerinnung setzt ein. Wundschorf verschließt die Wunde und schützt die verletzte Gewebestelle vor Keimen sowie einer eventuellen Wundinfektion. Etwa ab dem ersten bis dritten Tag wird die körpereigene Immunabwehr aktiv. Verschiedene Zellen, Eiweiße und Botenstoffe wandern in den Wundbereich. Fresszellen (Makrophagen) entfernen das geronnene Blut sowie Zelltrümmer und bekämpfen Keime.
2. Granulationsphase: Ab Tag vier bis sieben entstehen neue Hautzellen. Blutgefäße wachsen in die Wunde ein und Bindegewebe bildet sich nach. Bei kleinen Schnittwunden mit glatten Rändern wachsen die Wundränder auf diese Weise einfach wieder zusammen. Bei größeren Wunden bildet die Haut zusätzlich ein vorläufiges Füllgewebe, das sogenanntes Granulationsgewebe.
3. Regenerationsphase: Schließlich beginnt die Haut, den Wundbereich endgültig mit neuen Hautzellen zu verschließen. In der Folge verkleinert sich die Wunde nach und nach. Das Granulationsgewebe verdichtet sich und wird fester. Das so entstandene Narbengewebe ist in der Regel weniger elastisch als gesunde Haut und besitzt keine Schweiß- oder Talgdrüsen.
Chronische Wunden
Es gibt Wunden, die trotz fachgerechter Therapie keine Tendenz zeigen, abzuheilen. Dann sprechen Mediziner von chronischen Wunden. Gelbliche, schmierige und/ oder schwarze Beläge sind ebenso ein Merkmal für chronische Wunden wie ein unangenehmer Geruch, der auf eine Wundinfektion hinweist. Aber auch eine schmerzende und geschwollene oder nur gerötete Wundumgebung sowie nässende Wunden weisen auf einen chronischen Verlauf hin.
Es gibt es verschiedene Faktoren, die die Wundheilung beeinträchtigen, wie folgende Tabelle zeigt:
Mangeldurchblutung (Gewebeischämie) |
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Hohe Keimbelastung (Wundinfektion) |
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Medikamentöse Therapie |
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Bestimmte Erkrankungen |
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Weitere Risikofaktoren |
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Zu den häufigsten chronischen Wunden zählen das venös bedingte Unterschenkelgeschwür – besser bekannt unter dem Begriff „offenes Bein“ –, ein arteriell bedingtes Beingeschwür, Wundliegegeschwüre (Dekubitus) sowie das diabetische Fußsyndrom oder diabetischer Fuß.